Schnappschuss einer Jagd

Gebannt warte ich auf meine Premiere. Hier und heute soll es sein. Endlich nach jahrelangen Erkundigungen, Fragen, unergiebigen Ansitzen und Hektoliter weise einverleibtem Kaffee.

Ich bin an einem Gewässer in den Niederlanden. Denn die mir empfohlenen deutschen Wasserlandschaften und Top-Standorte für mein Fotomodel waren allesamt ohne Erfolg geblieben. Ich musste also weiterziehen um einen so oft fotografierten, aber dennoch so begehrten Jäger abzulichten.

Wie so oft war es ein Zufall, ein Gespräch mit einem Fotokollegen, der am Vortag an diesem meinen jetzigen Standort Erfolg hatte. Ein Platz so unscheinbar wie fast überall an einem typischem Gewässer für IHN.

Eine Aussichtswarte in Form eines Stockes lädt ihn geradezu ein, zu verweilen. Seit dem ersten Morgengrauen zeigt mein Objektiv auf den empfohlenen Lieblingsplatz, diesen Zweig. Malerisch wabern die morgendlichen Nebelfelder vorbei. Blessrallen und Kormorane ziehen unfotografiert vorbei.

Nur jetzt nicht aus dem Konzept bringen lassen, nichts an der Ausrüstung verändern. Der Fokuspunkt darf auf keinen Fall einen Wellenkamm als wichtigstes Element festlegen. Der rötliche Schein an den wenigen Wolken kündet den Sonnenaufgang an. Der Nebel löst sich langsam auf und die ersten Sonnenstrahlen erreichen die Baumwipfel.

Von meinem Model noch keine Spur. Ich bemerke am späten Vormittag einen Schatten, der sich im Schilf am gegenüberliegenden Ufer abzeichnet. Ein Graureiher, so vermute ich, macht sich zum Fischfang bereit. Nicht so wichtig, denke ich mir, und setzte ihn auf meiner Prioritätenliste sehr, sehr weit nach unten. Weiterhin warte ich auf mein erhofftes, ja beinahe bestelltes Topmodel.

Jedoch steigt die Sonne immer höher in den Himmel und nichts ist in Sicht. Wieder bemerke ich eine Bewegung am Schilf gegenüber aus dem Augenwinkel. Ach der Graureiher, denke ich, und schaue gelangweilt hinüber.

Doch Moment mal, der hat ja einen beigen Bauch, sowas ist für einen GRAUreiher doch eher untypisch. Schnell nehme ich mein Fernglas und entdecke ein nicht erhofftes Model: ein Purpurreiher watet gemächlich am Schilfrand entlang. Gebannt verfolge ich den schönen Vogel in meinem Sucher und mache erste Bilder. Leider hebt er sich kaum vom Schilf ab. Nun ja, für ihn ist es natürlich besser, denn es wäre ja schön blöd, signalrot wie ein Flamingo am Gewässerrand den Fischen aufzulauern.

Ich blicke kurz auf den Ast auf dem ich mein Model herbeisehne, aber nichts zu sehen. Also zurück mit dem Objektiv zum Pupur… verflixt der Bursche ist echt gut getarnt und erst Augenblicke später kann ich ihn erneut ausmachen. Nur ein paar Schritte ist er weitergegangen und fügt sich harmonisch und perfekt getarnt in die Schilfhalme ein. Mir ist es ein Rätsel, wie man vom anderen Ende des Sees den Purpurreiher ausmachen kann, es sei den man ist ein Fischjäger mit den besonderem Auge fürs Detail.

Das hat nämlich der Revierbesitzer dieses Gewässerabschnitts, ein Graureiher. Mit wütenden Flügelschlägen jagt er über das Wasser auf den verdutzten Purpureiher zu und veranlasst ihn durch zahlreiche Scheinangriffe zum Auffliegen. Kaum ist der Purpurreiher in der Luft setzt ihm sein Vetter energisch zu und der beige Vogel zieht verfolgt von einem grauen Choleriker über den See fort, um möglichst viel Luft zwischen sich und dem wütenden Graureiher zu bringen.

Atemlos habe ich diese Jagd mit der Kamera verfolgt. Wenige Bilder können dem Papierkorb später entkommen.

Ach ja ,das ursprüngliche Fotomodel ein Eisvogel ließ sich den ganzen Tag nicht blicken…

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